[BR2] Initialzündung für die kritische Kleinkunst

Initialzündung für die kritische Kleinkunst

Donnerstag, 08.05.201420:03 bis 21:00 Uhr auf Radio Bayern 2 – Die Radiosendung kann hier in Berlin und Brandenburg entweder via Internetstream oder via Podcast-Beitrag gehört werden. Weitere Infos auch hier:
http://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/sendung784884.html

Vor 50 Jahren fand das erste Burg-Waldeck-Festival statt
Von Katinka Strassberger und Ulrike Zöller

Als am 1. Mai 1964 einige Liedermacher auf der Burg Waldeck im Hunsrück zusammenkamen, um sich ihren Unmut über den Mief der Adenauer-Ära von der Seele zu singen, hätten sie sicher nicht gedacht, dass sie einmal Legenden-Status erlangen würden. Unter der Überschrift „Chanson Folklore International“ begründeten u. a. Franz Josef Degenhardt, Dieter Süverkrüp, Reinhard Mey und die Brüder Hein und Oss Kröher das erste Open-Air-Festival der Republik, das als „deutsches Woodstock“ in die Geschichte eingehen sollte. Von nun an traf man sich alljährlich an Pfingsten, um – als Gegenpol zu den allgegenwärtigen seichten Schlagern – eine zeitgemäße deutsche Lied-Kultur zu entwickeln, angeregt insbesondere vom französischen Chanson und der US-amerikanischen Folk- und Protestszene. Denn, so artikulierte es Franz Josef Degenhardt: „Tot sind unsre Lieder, unsre alten Lieder. Lehrer haben sie zerbissen, Kurzbehoste sie verklampft, braune Horden totgeschrien, Stiefel in den Dreck gestampft.“.
Auf der Waldeck wurde aber nicht nur gesungen, sondern auch erhitzt über politische Positionen gestritten. Die Wortgefechte, die man sich vor idyllischer Kulisse lieferte, hatten es in sich. Auch Kabarettisten wie Hanns Dieter Hüsch und Franz Hohler sind hier aufgetreten und bekamen den rebellischen Furor jugendbewegter Festivalbesucher mit voller Wucht zu spüren.
„Niemand dachte damals daran, dass Musikwissenschaftler später einmal vom Anfang einer neuen musikgeschichtlichen Epoche, Historiker von einem kulturrevolutionären Ereignis sprechen würden“, schrieb der Historiker Holger Böning. Tatsächlich war die Wirkung, die von den Waldeck-Festivals ausging, enorm: Sie lieferten wichtige Impulse für die nachfolgend entstehende Liedermacher- und Kleinkunstszene.

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